Nach 100 Tagen im Amt wird bei neugewählten Politikerinnen und Politikern eine erste Bilanz gezogen. So auch beim neuen Lysser Gemeindepräsidenten. Haben sich die Erwartungen erfüllt? Werden die Versprechungen aus dem Wahlkampf eingelöst? Oder folgt auf die Euphorie gar eine erste Ernüchterung? Nau.ch hat bei Stefan Nobs, dem neuen Lysser Gemeindepräsidenten nachgefragt.
Nau.ch: Wie nahe sind Sie nach 100 Tagen noch an Ihrer Idealvorstellung, wie Sie Ihre neue Aufgabe als Gemeindepräsident bewältigen wollen?
Ich konnte viele neue Kontakte knüpfen und ich nutzte die ersten Wochen und Monate insbesondere dafür, mich vertieft mit den vielseitigen Aufgaben der Gemeinde zu befassen und unsere Mitarbeitenden und ihre Tätigkeitsgebiete kennenzulernen. Dank der engen Zusammenarbeit mit meinem Vorgänger Andreas Hegg in den letzten acht Jahren als Gemeinderat hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung davon, was auf mich zukommen wird. Es läuft gut und ich bin grundsätzlich zufrieden mit dem Stand nach 100 Tagen. Ich bin aber eher ein ungeduldiger Mensch und habe viele Ideen und Projekte, die ich umsetzen möchte. Insofern bin ich nie ganz zufrieden. Es gibt noch viel zu tun.
Nau.ch: Rennen Sie von einer Sitzung zur nächsten oder haben Sie auch Zeit, sich vertieft mit etwas zu befassen, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Das ist unterschiedlich. Es gibt Tage, da bin ich wirklich von einer Sitzung zur anderen unterwegs und mein Arbeitstag endet erst nach 21 Uhr. Da ich meine Agenda nach wie vor selber führe, schaue ich, dass ich auch genügend Zeit für das Aktenstudium oder die Projekte einplane. Als Gemeindepräsident muss man den Fokus auf das Wesentliche behalten und auch Aufgaben delegieren können. Der Kontakt mit der Bevölkerung und den hiesigen Unternehmen ist mir wichtig. Deshalb nehme ich, wenn immer möglich, an lokalen Veranstaltungen teil.
Nau.ch: Das Amt beinhaltet auch ein gewisses Renommee. Werden Sie von der Bevölkerung anders wahrgenommen und behandelt als vorher?
Im «Dorf» werde ich oft erkannt und angesprochen. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Neben der Bekanntheit spüre ich auch einen grossen Respekt gegenüber meinem Amt und meiner Person. Da ich zu Fuss zur Arbeit gehe, selbst einkaufe und auch öfters mit dem Velo dem unterwegs bin, ergeben sich ab und zu spontane Gespräche mit der Bevölkerung. Ich habe keine Angst, die «Bodenhaftung» zu verlieren. Ich werde so bleiben, wie ich bin mit alle meinen Stärken und Schwächen.
Nau.ch: Passiert es Ihnen öfters, dass Sie auf der Strasse von den Lysserinnen und Lyssern auf irgendein Problem angesprochen werden?
Ja das passiert ab und zu. Meistens sind es eher kleine Sachen, die den Betroffenen aber wichtig sind. Deshalb nehme ich jedes Anliegen ernst und leite es an die zuständige Stelle in der Gemeindeverwaltung weiter. Mir ist es wichtig, dass auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingegangen und auf Anfragen, Vorschläge oder Reklamationen angemessen reagiert wird. Der unmittelbare Kontakt zur Bevölkerung ist mir wichtig. Deshalb habe ich auch die «Sprechstunde» von meinen Vorgängern übernommen. Alle Lysserinnen und Lysser können ihr persönliches Anliegen mit mir besprechen.
Nau.ch: In dreieinhalb Jahren wird Ihre Leistung an der Wahlurne knallhart bewertet. Anhand welcher Kriterien möchten Sie, dass Ihre Leistung als Gemeindepräsident bewertet wird?
Die Kriterien sind wohl so vielfältig wie die Lysser Bevölkerung. Das gute an der Demokratie ist, dass die Wahlberechtigten selber entscheiden können, was ihnen wichtig ist und ob ich in ihrer Wahrnehmung einen guten Job gemacht habe. Mir ist einfach wichtig, dass meine Leistungen objektiv und fair bewertet werden.
Nau.ch: Vielen Dank, Stefan Nobs
Quelle: https://www.nau.ch/ort/lyss/stefan-nobs-100-tage-lysser-gemeindeprasident-66152158
