Die Schweiz braucht eine eigene und moderne Armee

An der Beförderungsfeier der Instandhaltungsschulen 50 äusserte ich mich unter anderem zur Notwendigkeit einer Schweizer Armee.

Gastreferat von Stefan Nobs, Gemeinderat Bildung und Kultur Lyss, anlässlich der Beförderungsfeier der Instandhaltungsschulen 50 vom 5. Juni 2015 in Lyss.

Sehr geehrter Herr Kommandant, sehr geehrte Unteroffiziere, liebe Gäste aus Wirtschaft, Militär und Politik, liebe Angehörige

Parmi nous je salue aussi les sous-officiers, les hôtes et familles de la Romandie et du Tessin. Je vous souhaite la bienvenue dans la région Bienne-Seeland, pays des trois lacs et du bilinguisme. Comme commune de Lyss nous sommes très fier d’être part de cette magnifique région, ouverte au monde et avec une économie et des entreprises prospérant.

Ich gratuliere den frisch beförderten Unteroffizieren persönlich und im Namen der Gemeinde Lyss herzlich und wünsche Ihnen viel Freude und gutes Gelingen in der neuen Funktion. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz für die Gemeinschaft.

Je félicite personnellement et au nom de la commune de Lyss aux sous-officiers tout à l’heure promus cordialement et vous souhaite beaucoup de plaisir et de bon vent dans votre nouvelle fonction. Je vous remercie pour votre engagement pour notre société.

Je me permets maintenant de continuer en bon allemand.

Ich freue mich, im Rahmen dieser Beförderungsfeier zu Ihnen sprechen zu dürfen und bedanke mich in diesem Sinne beim Schulkommandanten für die Einladung. Ich wurde vor 18 Jahren in Thun zum Unteroffizier befördert und kann mich gut erinnern wie ich mich damals gefühlt habe. Vor der Beförderung eine gewisse Nervosität, ob dann das Salutieren bei der Beförderung auch klappen würde und danach grosse Freude und Stolz auf das Erreichte, aber auch Respekt und Verantwortung vor der neuen Aufgabe.

Mittlerweile wurde ich nach absolvierter Dienstpflicht im Grade eines Wachtmeisters der Genietruppen aus der Schweizer Armee entlassen. Dankbar und stolz schaue ich zurück auf meine bescheidene Karriere im Dienste unseres Landes. Die Chance im zarten Alter von 20 Jahren eine anspruchsvolle Kaderposition zu erhalten ist einzigartig und sehr wertvoll! Ich empfand die damalige Unteroffiziersschule als sehr lehrreich und das anschliessende Führen von jungen Rekruten spannend und herausfordernd. In der Zeit als junger Unteroffizier habe ich mich aus meiner Sicht sozial und führungsmässig stark entwickelt.

Liebe Unteroffiziere, mit der heutigen Beförderung als Kader unserer Armee übernehmen Sie Verantwortung und leisten einen wertvollen Beitrag für unser freies und demokratisches Land. Darauf dürfen Sie sehr stolz sein. Packen Sie die Chance und nutzen Sie Ihre neue Führungsaufgabe um sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Früher gehörte eine lange militärische Karriere zum guten Ton und fast jede Führungsperson der Wirtschaft verfügte über eine ansehnliche Militärlaufbahn. Diese Bedeutung der Militärlaufbahn für die berufliche Karriere hat sich in der heutigen Gesellschaft verändert und ist nicht mehr so hoch wie früher. Ich finde das auch gut so, denn erstens ist nicht jede militärische Führungsperson automatisch ein guter Chef in einer Unternehmung und zweitens kann man sich Führungskompetenzen auch ausserhalb der Armee aneignen. Was mich aber nach wie vor von der militärischen Kaderschmiede überzeugt, ist die bereits erwähnte Chance bereits in jungen Jahren Leute führen zu können, notabene in einem zum Teil nicht einfachen Umfeld, mit zum Teil unmotivierten und der Armee negativ eingestellten Menschen. Sie können sich die Leute, die Sie führen nicht aussuchen, noch können Sie sie entlassen. Sie müssen nehmen, was sie kriegen und das Beste daraus machen. Gerade diese sozialen Erfahrungen fernab vom Leistungsdruck in der Wirtschaft machen die militärische Kaderkarriere zu einem wertvollen Inhalt in Ihrem Lebensrucksack.

Liebe Hauptfeldweibel, liebe Fouriere, liebe Wachtmeister, mit ihrer Beförderung gehören Sie zum Kader der Schweizer Armee und übernehmen Verantwortung in dieser wichtigen staatlichen Organisation. Sie führen eine Gruppe junger Menschen, bilden sie aus und sind ein Vorbild. Sie sind jetzt ein Chef. Ein Chef verdient Respekt und Anerkennung. Aber Ihre Funktion ist mehr als Ihr neues Abzeichen. Ein guter Chef führt nicht über den Grad sondern über einen guten Mix aus natürlicher Autorität, Sozialkompetenz, Motivation, Disziplin, Fairness, Vorbildfunktion, Fachwissen und Leistungsbereitschaft. Ein Chef ist nicht abgehoben sondern spricht mit seinen Leuten auf Augenhöhe. Motivieren Sie Ihre Gruppe und bringen Sie sie weiter. Als Gruppenführer oder höherer Unteroffizier sind Sie verantwortlich für die Sicherheit und das Wohlergehen Ihrer Gruppe. Seien Sie loyal gegenüber Ihren Vorgesetzten, aber geniessen Sie auch die Kollegialität mit Ihrer Truppe. Chef sein, heisst Verantwortung übernehmen. Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht, liebe Unteroffiziere, führen Sie Ihre Leute bestimmt, aber immer fair und wenn es die Situation erlaubt immer mit einem Lächeln.

Als Freisinniger bin ich überzeugt, dass die Schweiz auch in Zukunft eine moderne Armee braucht. Strategie, Strukturen und Mittel müssen laufend den neuen Gegebenheiten und Bedrohungslagen angepasst werden. Eine vollständig friedliche Welt wäre sehr schön, aber ist leider eine Utopie. Die Macht des Stärkeren ist natürlich und ist quasi in unseren Genen programmiert. Solange es auf dieser Erde lebensnotwendige Ressourcen gibt, solange es Glaubensrichtungen gibt, die jede für sich alleine die beste sein will. Solange wird es leider auf dieser Welt auch Kriege geben.

Aus diesem Grund braucht gerade ein kleines, aber reiches Land wie das unsere eine eigene Armee. Unser demokratisches System und die damit verbundene politische Stabilität sowie unser Knowhow sind Weltspitze und ein unabdingbares Fundament für unsere Prosperität und unseren Wohlstand. Aber was nützt uns unsere Bundesverfassung, die uns Freiheit und Gerechtigkeit garantiert, bei einer militärischen Krise in Europa. Die Ukrainekrise hat es gezeigt, dass selbst vor den Toren der friedlichen Europäischen Union ein kriegerischer Konflikt auf unserem Kontinent möglich ist. Können wir uns in einem solchen Fall auf unsere europäischen Freunde und die NATO verlassen? Ich finde Nein. Denn erstens hätten EU und NATO in einem Krisenfall in Westeuropa genügend eigene Probleme und zweitens auch beschränkte Ressourcen. Selbstverständlich kann sich eine Schweizer Armee mit knapp 180‘000 Aktiven und Reserven gegen eine Weltmacht nicht selber verteidigen. Aber eine eigene Armee im Verbund mit unseren Partnern EU und NATO ist die grösstmögliche Versicherung damit unsere Bundesverfassung auch im Krisenfall nicht zur Makulatur wird und unsere Freiheit und unser Wohlstand nicht durch kriegerische Ereignisse gefährdet ist. Liebe Unteroffiziere, mit Ihrer Beförderung erwachsen Sie egal ob in Uniform oder in Zivil zu wichtigen Botschaftern der Schweizer Armee. Führen Sie den Dialog über Sinn und Zweck der Schweizer Armee mit unserer Bevölkerung.

Zum Schluss erlaube ich mir als Gemeinderat einige Worte zum Lysser Waffenplatz. Die Gemeinde Lyss ist stolz und froh über die Präsenz der Armee auf unserem Waffenplatz. Der Waffenplatz bringt uns wertvolle Arbeitsplätze, Aufträge für Zulieferer und Restaurants, eine sichtbare Präsenz der Armee in unserem Regionalzentrum, ein wichtiger und zuverlässiger Partner in Krisen – ich denke an die Hochwasser hier in Lyss -, aber auch bei der Unterstützung von wichtigen Anlässen in der Region – und hier denke ich als OK-Präsident der Berner Rundfahrt vorab natürlich an diese jährliche Radsportveranstaltung. Kurz gesagt: Wir sind froh ist die Armee in Lyss und würden uns sehr freuen, wenn die Armee noch lange oder sogar für immer in Lyss bleiben würde.

Nun bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit und wünsche uns allen einen schönen weiteren Verlauf der Feier und dann einen wunderschönen warmen Sommerabend.

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